St. Marien

Rittersbach als Wallfahrtsort: Die Marienkirche


Vor langer Zeit, so die Sage, stand eine Kapelle auf dem Lorenzberg. Als man sie durch eine neue, größere und schönere Kirche ersetzen wollte, brachten die Bauern alles, was man zu ihrem Bau benötigte, an den dafür vorgesehenen Platz.

St._Marien_Rittersbach

Ein Lindwurm aber nahm des Nachts das Bauholz fort und legte es mitten im Dorf ab. Daraufhin baute man die Marienkirche dort auf, wo der Drache das Holz hingetragen hatte.

 

Die Entstehung dieser Sage wurde vielleicht durch das seltsame Halbrelief angeregt, das an der Nordseite des Turms zu sehen ist. Es zeigt ein auf den ersten Blick drachen- oder wurmähnliches Tier, das aber zweifellos das Wappentier des Nürnberger Burggrafen, den Löwen darstellen soll. Ein Quaderstein mit dem burggräflichen schwarz-weißen Wappen, ebenfalls an der Turm-Nordseite macht diese Deutung ganz eindeutig. Da die Burggrafen bis ins 15. Jahrhundert hinein die Territorialherren der Region waren, hatten sie auch die Patronatsrechte in Rittersbach und ließen deshalb ihre Zeichen am Turm anbringen.

 

Es gibt Indizien dafür, dass es schon vor der heutigen Kirche an gleicher Stelle eine Kapelle gab. Dafür spricht beispielsweise die Form des Turms, die auf eine frühere Entstehungszeit gegen Ende des 14. Jahrhunderts hinweist.

 

Geschichte Marienkirche kurzDie heutige Marienkirche geht auf das Jahr 1441 zurück.

Der päpstliche Legat Johannes Calixti, der sich anlässlich des Baselers Konzils in Deutschland aufhielt, schrieb einen Ablass zu Gunsten der Rittersbacher Kirche aus: Derjenige, der das Rittersbacher Kirchlein aufsuchte und dort für dessen Bau und Unterhalt freigiebig spendete, sollte in den Genuss göttlicher Vergebung kommen. Der Ablass, der in den folgenden Jahren immer wieder bestätigt wurde, war so einträglich, dass ein neues Gotteshaus errichtet werden konnte, das man der Jungfrau Maria weihte. Rittersbach war – wie Mäbenberg – eine Filiale der Pfarrei Abenberg. Für das Abhalten von Predigten und die Durchführung kirchlicher Handlungen, wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen, war also zunächst der Abenberger Pfarrer zuständig.

 

Im Jahre 1457 erhielt die Kirche als Stiftung einen eigenen ‚Frühmesser‘, der seitdem jeden Morgen um 7 Uhr eine Messe las (ohne ansonsten die Befugnisse eines Pfarrers zu haben).

 

In dem erhaltenen Stiftungsbrief werden neben der Jungfrau Maria als Kirchenpatronin drei weitere Heilige genannt: Der Heilige Sebastian, der vor der Pest bewahren sollte, der heilige Leonhard, der Schutzpatron des Viehs und Heiliger der Bauern, und der heilige Sebald, der Patron der Nürnberger Grundherren.

 

Besonders der Pestheilige Sebastian zog – in Verbindung mit dem von Sünden befreienden päpstlichen Ablass – zahlreiche Pilger aus Roth und der näheren Umgebung an. So wurde Rittersbach zum Wallfahrtsort, was dem Dorf, insbesondere den Wirtschaften und dem örtlichen Bader einen gewissen Aufschwung bescherte.

 

Nach der Einführung der Reformation im Markgrafentum ließ Markgraf Georg 1528 überprüfen, inwieweit in seinen Pfarreien die neue Lehre tatsächlich angenommen wurde. Der Rittersbacher Frühmesser und auch in den folgenden Jahren hielten sich die Rittersbacher und ihre Geistlichen noch an die Anweisungen des Bischofs von Eichstätt.

 

Zwar hat vermutlich schon Andreas Feuerlein den Gottesdienst nach evangelischem Ritus abgehalten, ausdrücklich als evangelischer Geistlicher ist allerdings erst Johannes Nuding (seit 1557) im Pfarrregister genannt.

 

Kurz vor dieser Zeit wurde Rittersbach zur selbständigen Pfarrkirche erhoben und Mäbenberg der Mutterkirche Rittersbach unterstellt.

 

In der Reformationszeit und in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gingen die Altäre und die ursprüngliche spätgotische Innenausstattung verloren.

 

1715 baute man den Turm vom Dachstuhl an neu und stockte ihn wahrscheinlich auch auf. (dreigeschossig). 1785 erhöhte man ihn nochmal auf insgesamt 31 Meter.

 

Als die Kirche im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Gemeinde zu klein geworden war, trug man das alte Kirchenschiff 1886/87 ab und baute es unter Verwendung der vorhandenen Steine wieder größer auf. Im Oktober 1887 fand die feierliche Einweihung des Neubaus statt. Auch die Inneneinrichtung stammt aus dieser Zeit: Der Altar, die Kanzel, die Orgel, Opferstock und Bestuhlung kamen 1887/1888 hinzu. Bis zu 350 Besucher fasst der Innenraum.

 

Seit der Innenrestaurierung von 1989 präsentiert sich die Kirche wieder im neugotischen Stil (mit neuromanischer Balkendecke) – ein Schmuckstück, das sich auch für kulturelle Veranstaltungen zunehmender Beliebtheit erfreut.

 

Lage:

 

 

(Nach dem Artikel in: Georgensgmünd, Gemeinde Georgensgmünd Dr. Axel Schwaiger, 2002)